Ein Ausflug in die Geschichte und Mystik des Oderbruchs
Die Unterfutter-Eiche ist ein bedeutsamer und höchst mystischer Ort, dessen Geschichte mir noch heute jede Menge Gänsehautschauer über den Körper jagt. Ja, ich gebe zu, ich bin für solche Erzählungen empfänglich, denn ich selbst hatte schon den einen oder anderen hellsichtigen Traum.
Wir sind zwar schon eine Weile im Oderbruch unterwegs und haben hier sehr viele Sachen gesehen und erlebt. Doch über diesen Ort und seine Historie hätten wir höchstwahrscheinlich nichts erfahren, wenn wir uns nicht in Oderbruch-Reise- und Geschichtsbücher aus der Bibliothek eingelesen hätten.
Zum Glück stieß ich also in einem alten Reiseführer auf die Biografie des Läufers Unterfutter, ein Kurier, dessen Schicksal hier an diesem Ort, vor fast genau 272 Jahren eine traurige Wendung nahm.
Die Geschichte vom Läufer Unterfutter
Das Oderbruch wurde früher, wie viele andere Landstriche auch, unter den bedeutendsten Adelsfamilien der Gegend aufgeteilt. Hier waren es die von Oppens, die von Hardenbergs (die heute bekannteste Nachfahrin ist die Moderatorin Tita von Hardenberg), die von Friedlands, die von Letzwitz-Itzenplitzs, die von Bredows usw. und auch die Familie von der Marwitz.
Der Herr von der Marwitz hatte also zur damaligen Zeit einen Kurier, einen Brief- oder Nachrichtenboten, der besonders schnell gewesen sein soll. Der Läufer Unterfutter war von seinem Herren am 29.Nov. 1744 mit einem Brief nach Berlin geschickt und am nächsten Tag zurück erwartet wurden. Doch er kam nicht wieder.
Heute fährt man mit dem Auto ca. 70 min, für eine Strecke. Bei einem schnellen Spaziergang läuft man ca. 3 km/h, das bedeutet also, ein "normaler" Mensch würde für eine Strecke ca. 20 Stunden benötigen. Der Läufer Unterfutter war also ein guter Marathon-Läufer.
In der Nacht muss es allerdings heftig angefangen haben zu schneien, so dass sich der Läufer einen Unterschlupf suchen musste. Dabei war er fast am Ziel angekommen, es fehlten nur noch 1200 Schritt (~ 750 Meter), bis er zu Hause in Friedersdorf gewesen wäre.
Drei Träume in einer unruhigen Nacht
Einem weiteren Angestellten der Familie von der Marwitz, erschien in der Nacht der Läufer Unterfutter im Traum. Unterfutter bat den Koch, zur nahegelegenen Krochenheide zu kommen, da er dort begraben unter einer Schneewehe liege und zu erfrieren drohe. Daraufhin erwachte der Mann und überlegte, ob er rausgehen sollte, fand seinen Traum albern und schlief wieder ein.
Sofort erschien ihm Unterfutter wieder im Traum. Er bettelte regelrecht, der Koch solle kommen und ihn befreien. Dabei konkretisierte er sogar den Aufenthaltsort, unter einer alten Eiche. Der angestellte Koch wurde nun doch unruhig, stand auf und wollte nach dem Rechten sehen. Er wurde aber von den Dienstboten ungläubig ausgelacht und stieg wieder in sein warmes Bett.
Ein drittes und letztes Mal erschien ihm daraufhin der Läufer Unterfutter im Traum, diesmal blass und entstellt. Er sagt, dass er nun nicht mehr zu kommen braucht, da es zu spät wäre und lastete dem Koch an, an seinem Tode schuld zu sein. Nun solle er wenigstens für ein gutes Begräbnis sorgen. Daraufhin rannte der Koch los und fand den Kurier erfroren im Schnee. Der Grabstein erinnert nun an seine tragische Geschichte. (Quelle: Entdeckt zwischen Berlin und Polen, Anke Jenzewski, Brantour-Verlag, 1997, Seite 162)
Alter Baum mit Lockpotenzial
Die Unterfutter-Eiche wurde nun also zum Wahrzeichen für den erfrorenen Läufer der Familie von Marwitz.Vor 272 Jahren muss dies ein riesiger Eichenbaum gewesen sein.
Doch inzwischen ist davon nicht mehr viel übrig. Er ist als solcher kaum mehr zu erkennen und deshalb schwer zu finden. Auch der Grabstein des Herrn Unterfutter liegt etwas versteckt ca. 5 Meter vom Weg ab, im Wald.Früher bestand scheinbar die Möglichkeit zum Verweilen, inzwischen sind die Holzbalken zum Sitzen zugewachsen oder weggebrochen.
Das riesige Baumskelett liegt quer hinter dem Grabstein im Wald und moost langsam aber stetig zu. Beim Rumklettern sollte man vorsichtig sein, der Baum ist schon sehr morsch und bricht zum Teil weg.
Für uns war es aber trotzdem ein riesiger Spaß, denn zusätzlich zur Aufbesserung unserer Geschichtskenntnisse wurden wir dann noch mit einem weiteren, kleinen Geschenk "belohnt". Der Ort war im Geocaching (N 52° 30.406' E 014° 22.774) gesetzt und die Kinder und wir waren sehr neugierig und aufgeregt, als wir das Paket geöffnet und reingeschaut haben.
Anfahrt Altfriedland --> Unterfutter-Eiche
Von Land Gesund Leben / Altfriedland bis zur Unterfutter-Eiche benötigt man ca. 25 min.
Anfahrt Berlin --> Unterfutter-Eiche
Sie erreichen die Unterfutter-Eiche von Berlin aus mit dem Auto in ~ 70 min.