Unterwegs im nördlichen Oderland
Tief im Osten, schon fast an der Oder, fallen die Hänge des Oberbarnims ab ins Oderbruch. Für Brandenburg überraschend tiefe Schluchten und Täler
durchziehen die Wälder westlich von Bad Freienwalde, kleine Bäche plätschern talwärts.
Hier im nördlichen Teil des Oderbruchs wird viel unternommen, um Interessierten die Idylle der eigentümlichen Landschaft zu offenbaren. Zahlreiche
markierte Wanderwege führen zu Aussichtstürmen, Schutzhütten oder versteckten Seen.
Aktuell zum 15.12.2019 wurde die neue PlusBus-Linie 889 eingeweiht, welche den S-Bahnhof Strausberg-Nord mit Bad Freienwalde werktags im ein Stunden- und am Wochenende im zwei Stunden-Takt
verbindet. (Fahrplan abrufbar unter: www.bbg-eberswalde.de oder hier als PdF-Flyer) So ist das kleine Städtchen am Rand des Oderbruchs von Berlin aus sehr
gut zu erreichen.
Gesundheit und Achtsamkeit im Oderbruch
Gesundheit steht rund um den Kurort an erster Stelle. So wurden unter anderem Wanderwege um Bad Freienwalde unter Gesundheits- und Achtsamkeitsaspekten
mit Informationstafeln ausgestattet.
Wir haben uns also aufgemacht und diese Gegend erkundet. Der Gesundheitsweg: „Atem schöpfen“ brachte unseren Kreislauf erst einmal richtig in Schwung. Selbst wenn ein kühler Wind zwischen den kahlen Stämmen hindurch pfeift, wird einem nicht kalt. Auf den circa 5 Kilometern durch die hügeligen Wälder mussten wir insgesamt 114 Meter hinauf und wieder hinunter.
Wanderweg "Atem schöpfen" in Bad Freienwalde
Der Rundweg beginnt und endet hinter Fachklinik und Moorbad an der Kurfürstenquelle in Bad Freienwalde. Hinweistafeln entlang der Wanderroute informieren über Atemtechniken und Entspannungsübungen, gerade richtig für Gestresste.
An elf Stationen helfen sie uns, die wohltuende Wirkung des Aufenthalts unter Bäumen zu verstärken. Ein Klangspiel und ein Summstein bringen auch Kindern Spaß. Hilfreich für unsere innere Stille, dass der Weg auf längeren Abschnitten durch Funklöcher führt.
Etwa zwei Stunden dauert die Runde. Schon in dieser kurzen Zeit stellen sich positive Effekte auf den Kreislauf und die Stimmung ein. Mit ein wenig Geduld und Glück trifft man eventuell auch noch auf echte Tiere. Uns begegneten hier drei wunderschöne, verwundert dreinblickende Hirschkühe.
Baasee-Schenke - Kesselsee und höchster Baum Brandenburgs
Wem die fünf Kilometer nicht ausreichen, kann abbiegen und den „Sieben-Hügel-Weg“ in Richtung Baasee wandern. Der kleine See ist tief in einem Kessel verborgen. Ein Überbleibsel der Weichseleiszeit, ohne Zu- und Abfluss liegt das Wasser ganz ruhig und mystisch da. (hier geht es zu einem älteren Artikel über den mystischen Baasee) Oberhalb seiner Ufer finden sich besondere Bäume, die ein Lehrpfad erläutert.
Darunter auch der höchste Baum Brandenburgs, eine Douglasie, die mittlerweile mehr als 50 Meter misst. Ein Schild nennt noch 48,2 Meter, aber wir haben eine Gruppe Förster*innen in Ausbildung getroffen, die gerade 53 Meter neu gemessen hatten. Einige Schritte später erreichen wir die Baasee-Schenke. In uriger Atmosphäre, am lodernden Feuer im Kamin, servieren Mirko Schluchter und seine Mitarbeiter deftige Gerichte und leckeren Blechkuchen. Geöffnet ist Donnerstag bis Sonntag von 12 bis 18 Uhr. Am 16. Januar endet die Winterpause. In der äußerst beliebten Gaststätte empfiehlt sich eine Reservierung, 03344/330902.
Idyllische Kurstadt Bad Freienwalde
Zurück in der Kurstadt lohnt der Besuch der schönen Altstadt mit ihren Sehenswürdigkeiten und kleinen, feinen Geschäften.
Im Regionalwarenladen „Bruchware“ in der Königstraße7 finden wir „Das Beste aus dem Oderbruch und Brandenburg“: Brot, Obst und Gemüse, regionale Wurst aus Wild und Schaf, süße Fruchtaufstriche oder polnisches Bier. Im Bistro werden guter Bio-Kaffee, selbstgebackener Kuchen und ein preis- und vollwertiger Mittagstisch, auch vegetarisch und vegan, angeboten. Sonntags lockt das Bruchware-Frühstück. Geöffnet ist täglich außer mittwochs von 9-17 Uhr.
Über dem Laden können auch Familien übernachten. Unter dem Stichwort „Bel Etage Oderbruch“ bucht man bei AirBnB im geschmackvoll renovierten Altbau preiswert die ganze Wohnung oder einzelne Zimmer. (Link zu Airbnb)
Nördlichste Skischanze Deutschlands
In Bad Freienwalde befinden sich die nördlichsten Skischanzen Deutschlands. Im Papengrund trainieren auf vier unterschiedlich großen Schanzen die Skispringerinnen und -springer des Wintersportvereins 1923 Bad Freienwalde. Die 38 Meter hohe Schanze kann besichtigt werden. Gerade für Kinder ist es beeindruckend zu sehen, wie hier die Freienwalder-Nachwuchsspringer*innen durch die Lüfte segeln. Anmeldung über die Touristinformation Bad Freienwalde. Am 22.Februar 2020 findet hier der 19. Märkische Wintersporttag statt.
Regionale Besonderheit: Quappen
Will man das Oderbruch im Winter bereisen, muss man unbedingt noch von einer Besonderheit der Region erfahren.
Vor der Trockenlegung des Gebietes ab 1750, standen große Teile dieser Oder-Landschaft unter Wasser. Die Gegend muss so ähnlich ausgesehen haben, wie der heutige Spreewald. In diesen feuchten Wäldern und Auen fühlte sich ein dorschartiger Fisch heimisch: Die Quappe. Sie war so verbreitet, dass die Bewohner den fetten Fisch aufspießten und als Fackel anzündeten, so die Überlieferung.
Heute ist der Raubfisch hier sehr selten geworden. Angler aus der ganzen Welt kommen im Winter an Oder und Nebenflüsse und versuchen, diese Rarität zu angeln.
Geschmacklich erinnert die Spezialität mit dem weißen, feinen, sehr festen, fast grätenfreien Fleisch an Kabeljau. Da der hervorragende Speisefisch nur jetzt geangelt und verspeist werden kann, avanciert dieser regionale Genuss zu einem echten winterlichen Geheimtipp.
Mehr zum Thema Quappen gibts hier im Blog. Hier gibt es auch einen Überblick über die Gaststätten der Region, die die Quappe in den Wintermonaten auf die Speisekarte setzen.
So findet sich unweit der Kurstadt Bad Freienwalde in Altglietzen ein Gasthaus mit Brandenburger Charme (hier gibt es einen älteren Blogartikel) und einem besonderen Koch. Er angelt einmal pro Woche selbst und serviert hier im Gasthof „Oderbrücke“ seine Fische zappelfrisch auf den Teller. Derzeit hat er für etwa 20€ große Portionen der heißbegehrten Quappe im Angebot. Diese stammen aber von einem befreundeten Fischer am Oderhaff, so der Koch Horst Brodhofer. Öffnungszeiten: 11-18 Uhr (Mo, Di geschlossen) Telef. Anmeldung empfohlen: 033369 525, Chausseestraße 11, 16259 Bad Freienwalde, OT Altglietzen
Hochkarätige Kochkunst in Reichenow
Wer es etwas gediegener wünscht, der kann Brandenburger Kochkunst auf höchstem Niveau im Schloss Reichenow genießen. Dort kredenzt Martin Kortschlag eine exzellente und vom Gault-Millau ausgezeichnete Küche.
Die winterlichen Menüs mit z.B. gebeiztem Saibling auf süßsaurem Kürbis, Hirschrücken mit crispy Grünkohl oder Brandenburger Rehschulter mit Kerbelknollen, lassen uns in höchste kulinarische Wolken schweben.
Ein Hochgenuss mit gutem Preis-/Leistungsverhältnis (um die 100€ für zwei Personen). Schloss Reichenow bietet außerdem 22 Zimmer und Suiten und einen Wellness- und Sauna Bereich. Adresse: Neue Dorfstraße 1, 15345 Reichenow-Möglin, Tel 033437 276628, www.schlossreichenow.com
Alle Informationen und viele weitere Hinweise zu Unterkünften und Programmen liefert die Tourist-Information Bad Freienwalde. Uchtenhagenstraße 3, 16259 Bad Freienwalde, Telefon: (03344) 150 890, Geöffnet im Winter: Mo - Fr: 10 - 16 Uhr; Sa / So / feiertags: 10 - 14 Uhr, auch im Netz: www.bad-freienwalde.de/tourist-information/
Sehenswert in Bad Freienwalde:
Die Altstadt mit dem Rathaus, der Stadtpfarrkirche St. Nikolai, der Konzerthalle in der ehemaligen Kirche St. Georg, das kleine Schloss mit seinem Park, das Haus der Naturpflege und das Oderlandmuseum. Lohnenswert auch ein Spaziergang durch das Kurviertel des ältesten Kurorts der Mark Brandenburg mit vielen renovierten Villen, dem Kurpark und der Fachklinik und dem Moorbad. Über 100 Baudenkmäler gibt es in der Kurstadt zu entdecken.